Tachismus

Der Tachismus, auch als informelle Malerei oder Art Informel bezeichnet, war eine avantgardistische Stilrichtung in der abstrakten Malerei, die in den 1940er und 1950er Jahren in Europa, insbesondere in Frankreich, entstand. Der Begriff "Tachismus" leitet sich vom französischen Wort "tache" ab, das Fleck oder Farbklecks bedeutet. Der Tachismus war eine Reaktion auf den formalen und geometrischen Abstraktionismus der frühen Moderne und entwickelte sich parallel zum amerikanischen abstrakten Expressionismus, zu dem auch die Action-Painting-Bewegung gehörte.

Der Tachismus zeichnet sich durch spontane, gestische Pinselstriche, Farbkleckse, Spritzer und das Auftragen von Farbe mit unkonventionellen Werkzeugen aus. Die Künstler legten den Schwerpunkt auf den Malprozess selbst und auf das Ausdrücken von Emotionen und inneren Zuständen durch Farbe und Textur. Im Gegensatz zu den präzisen, geometrischen Formen des früheren Abstraktionismus betont der Tachismus die Freiheit des künstlerischen Schaffens und die Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses.

Einige wichtige Merkmale des Tachismus sind:

1. Spontaneität: Die Maler des Tachismus arbeiteten oft intuitiv und ohne vorherige Skizzen oder Pläne. Sie erlaubten sich, von ihren Emotionen und dem Malprozess selbst geleitet zu werden.
2. Gestik: Die Verwendung von gestischen Pinselstrichen und unkonventionellen Maltechniken wie Abkratzen, Spritzen oder Tropfen von Farbe ist charakteristisch für den Tachismus. Diese Techniken erzeugen eine energetische und dynamische Oberfläche.
3. Farbe und Textur: Die Tachisten legten großen Wert auf die Verwendung von Farbe und Textur in ihren Werken. Oft verwendeten sie dicke Farbschichten, um Tiefe und Struktur zu erzeugen.
4. Abstraktion: Der Tachismus ist eine Form der abstrakten Kunst, die sich von gegenständlichen Darstellungen entfernt, um den Fokus auf den Malprozess und die Ästhetik von Farbe, Form und Textur zu legen.

Einige bekannte Künstler des Tachismus sind:

• Jean Dubuffet: Ein französischer Maler, der für seine rohen und ungeschliffenen Bilder bekannt ist, die von Graffiti und volkstümlicher Kunst beeinflusst sind.
• Georges Mathieu: Ein französischer Maler, der für seine großformatigen, spontanen und energetischen Arbeiten bekannt ist, die oft in öffentlichen Performances entstanden sind.
• Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze): Ein deutscher Maler und Fotograf, der für seine abstrakten und gestischen Bilder bekannt ist, die von kalligrafischen Elementen und zufälligen Formen geprägt sind.
• Pierre Soulages: Ein französischer Maler, der für seine monumentalen, monochromen Schwarz-Weiß-Bilder bekannt ist, in denen er die Textur und Reflexion des Lichts auf der Oberfläche der Farbe untersucht.

Der Tachismus hat die Kunstszene der Nachkriegszeit beeinflusst und war ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der abstrakten Malerei in Europa. Die Bewegung war von Bedeutung für die Befreiung der Kunst von traditionellen Formen und Techniken und für das Betonen der Bedeutung des individuellen künstlerischen Ausdrucks und der Spontaneität im Schaffensprozess. Der Tachismus ebnete den Weg für spätere abstrakte Stile und Bewegungen wie die Lyrical Abstraction und die gestische Malerei.

Obwohl der Tachismus heute möglicherweise weniger bekannt ist als der abstrakte Expressionismus, war er dennoch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der abstrakten Kunst und beeinflusste nachfolgende Künstlergenerationen. Die Prinzipien der Spontaneität, des gestischen Ausdrucks und der Betonung von Farbe und Textur sind auch in der zeitgenössischen Kunst nach wie vor präsent und relevant.