Durchbruch mit dem Jason mit dem goldenen Vlies – „Bertel Thorvaldsen Jason“
Der große internationale Durchbruch gelang Thorvaldsen mit der Skulptur „Jason mit dem goldenen Vlies“ (1799–1803). Diese monumentale Statue stellt den antiken Helden Jason in ruhiger Standhaltung dar, den rechten Arm auf das Schwert gestützt, in der Linken das Goldene Vlies haltend. Die Figur wurde zur Verkörperung des neuen klassizistischen Ideals: ruhig, heroisch, ausgeglichen – ein Bild des edlen Menschen im antiken Geist.
Dieses Werk beeindruckte Zeitgenossen zutiefst, u. a. den deutschen Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, der die Skulptur als „vollendetes Werk des modernen Altertums“ pries. „Bertel Thorvaldsen Jason“ gilt bis heute als eines seiner Hauptwerke, das ihn auf eine Stufe mit Canova stellte und ihn zum gefragtesten Bildhauer Europas machte.
Bedeutende Kunstwerke von Bertel Thorvaldsen
Neben Jason schuf Thorvaldsen eine Vielzahl von Werken, die in ganz Europa geschätzt und gesammelt wurden. Die wichtigsten Kunstwerke von Bertel Thorvaldsen sind:
- „Christusfigur“ (1821)
Geschaffen für den Dom zu Kopenhagen, stellt sie einen segnenden Christus mit offenen Armen dar. Diese Skulptur wurde zur Vorlage für zahlreiche Christusfiguren weltweit und ist bis heute Symbol für Trost und göttliche Annahme. - „Die Zwölf Apostel“ (1820er Jahre)
Ebenfalls für die Kopenhagener Domkirche geschaffen – majestätische Figuren, die den Innenraum dominieren. - „Alexanderzug“ (1812–1819)
Ein monumentales Flachrelief, das den Triumphzug Alexanders des Großen darstellt – eine der größten Reliefs des 19. Jahrhunderts. - Porträtbüsten bedeutender Persönlichkeiten wie Goethe, Schiller, Pius VII., Lord Byron und Ludwig van Beethoven
- Grabmäler: Besonders bekannt ist das Grabmal für Papst Pius VII. in der Peterskirche in Rom – das einzige Werk eines Nichtkatholiken in dieser Kirche.
Thorvaldsen beherrschte sowohl das große Monument als auch das intime Relief, sowohl den religiösen wie auch den profanen Ausdruck.
Rückkehr nach Dänemark und Gründung des Thorvaldsen Museums
Nach über vier Jahrzehnten in Rom kehrte Bertel Thorvaldsen 1838 triumphal nach Kopenhagen zurück. Die dänische Bevölkerung empfing ihn als Nationalhelden. König Christian VIII. ließ ihm zu Ehren ein eigenes Museum errichten: das Thorvaldsen Museum, das 1848 eröffnet wurde – als erstes öffentliches Museum Dänemarks.
Das Thorvaldsen Museum ist heute eine der wichtigsten kulturhistorischen Stätten des Landes. Es beherbergt:
- Den kompletten Nachlass Thorvaldsens, inklusive Modelle, Skizzen, Werkzeuge und Gipsabgüsse
- Zahlreiche Originale und Gussversionen seiner bekanntesten Skulpturen
- Antike Werke aus Thorvaldsens privater Sammlung
- Seine Bibliothek und persönliche Gegenstände
- Sein Grab, das sich im Innenhof des Museums befindet
Das Gebäude selbst ist ein Meisterwerk des dänischen Klassizismus und wurde von Michael Gottlieb Bindesbøll entworfen.
Tod und Nachwirkung
Bertel Thorvaldsen starb am 24. März 1844 in Kopenhagen. Mit ihm starb einer der letzten großen Vertreter des europäischen Klassizismus. Seine Werke wurden europaweit gesammelt und vielfach reproduziert.
Er hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der öffentlichen Monumentalkunst in Europa und Nordamerika. Besonders in Skandinavien gilt er bis heute als Nationalkünstler Dänemarks. Seine Werke sind in allen großen Museen Europas vertreten – vom Louvre über die Uffizien bis zum British Museum.
Fazit
Bertel Thorvaldsen war nicht nur ein Virtuose der klassizistischen Skulptur, sondern auch ein kulturelles Phänomen seiner Zeit. Mit Werken wie „Jason mit dem goldenen Vlies“, der Christusstatue, dem Alexanderzug und seinen meisterhaften Porträts hinterließ er ein künstlerisches Erbe von internationalem Rang.
Die Kunstwerke von Bertel Thorvaldsen zeichnen sich durch edle Schlichtheit, Harmonie und emotionale Zurückhaltung aus – ganz im Sinne antiker Ideale. Das Thorvaldsen Museum in Kopenhagen bewahrt dieses Erbe bis heute und macht es einem internationalen Publikum zugänglich.
Thorvaldsen bleibt einer der größten Bildhauer der Kunstgeschichte – ein Brückenbauer zwischen Antike und Moderne.