Die Welt des Tanzes – Edgar Degas Ballett
Ein zentrales Thema im Werk von Degas ist das Ballett. Die Darstellung junger Tänzerinnen wurde zu seinem Markenzeichen und zum bekanntesten Motiv seines Œuvres. Unter dem Schlagwort „Edgar Degas Ballett“ entstanden Hunderte von Gemälden, Pastellen und Skulpturen, die Proben, Auftritte, Pausen und intime Momente hinter den Kulissen zeigen.
Degas’ Zugang war analytisch, beinahe dokumentarisch: Er beobachtete akribisch Haltung, Bewegung und Körperstudien der Tänzerinnen, ohne dabei in Romantik zu verfallen. Seine Werke zeigen sowohl die Ästhetik der Bühne als auch den Arbeitsalltag der jungen Frauen – oft in angespannten, ungewohnten Posen. Die Kompositionen wirken wie zufällig eingefangene Ausschnitte, was ihren fotografischen Charakter unterstreicht.
Bekannte Werke aus diesem Themenkreis:
- „Die Tanzklasse“ (1874)
- „Die Probenszene“ (1873)
- „Ballettprobe auf der Bühne“ (1874)
- „Zwei Tänzerinnen“ (1895)
Der „Little Dancer“ – Edgar Degas Little Dancer
Die berühmteste Skulptur von Degas ist zweifellos die „Kleine vierzehnjährige Tänzerin“ (La Petite Danseuse de quatorze ans) – ein Werk, das unter dem Titel „Edgar Degas Little Dancer“ weltbekannt wurde.
Diese Skulptur wurde erstmals 1881 im Rahmen der sechsten Impressionisten-Ausstellung gezeigt und sorgte für erhebliches Aufsehen. Die Figur besteht aus Wachs, später in Bronze gegossen, und trug ein echtes Tutu sowie eine Stoffschleife im Haar – eine bislang revolutionäre Verbindung von klassischer Plastik und Alltagsmaterialien.
Die Darstellung des jungen Mädchens war weder idealisiert noch beschönigt: Die ernste Mimik, die karge Haltung und die realistische Kleidung wurden von Zeitgenossen als „verstörend“ empfunden. Heute gilt das Werk als Meilenstein der modernen Skulptur, das Elemente des Realismus mit einer kühnen Materialwahl kombiniert.
Stil und Technik – Die Kunstwerke von Edgar Degas
Die Kunstwerke von Edgar Degas zeichnen sich durch eine einzigartige Verbindung von klassischer Technik und moderner Bildauffassung aus. Zu seinen bevorzugten Medien zählten:
- Ölgemälde, oft in mehreren Schichten und mit ausgeklügelter Komposition
- Pastellzeichnungen, besonders in seinem Spätwerk, mit leuchtender Farbigkeit
- Monotypien, eine Mischtechnik aus Zeichnung und Druckgrafik
- Skulpturen, vor allem Tänzerinnen und Pferde in Bewegung
Degas war ein Pionier der Bewegungsdarstellung – er interessierte sich für die Zwischenschritte, die Übergänge, die nicht-offiziellen Posen. Dabei griff er auf Fotografien zurück, experimentierte mit unkonventionellen Perspektiven (oft von oben oder seitlich) und beschnitt seine Kompositionen wie durch ein Kameraobjektiv.
Neben Tänzerinnen beschäftigten ihn:
- Rennpferde und Jockeys
- Waschfrauen und Büglerinnen
- Badefrauen, die oft in ungeschönten, fast voyeuristischen Positionen gezeigt werden
- Porträts seiner Familie und von Pariser Freunden
Späte Jahre und Rückzug
Im Laufe seines Lebens zog sich Degas zunehmend zurück. Ab den 1880er Jahren erkrankte er schleichend an einer Augenkrankheit, die ihn schließlich weitgehend erblinden ließ. Er wandte sich verstärkt der Skulptur und dem Pastell zu, da diese Techniken ihm mehr Kontrolle in seinem eingeschränkten Sehvermögen ermöglichten.
Er blieb unverheiratet und war bekannt für seinen scharfen Verstand, aber auch für eine gewisse Menschenferne und gesellschaftliche Reserviertheit. In den letzten Lebensjahren wurde Degas fast zum Einsiedler.
Am 27. September 1917 starb Edgar Degas im Alter von 83 Jahren in Paris.
Nachwirkung und Bedeutung
Heute gilt Edgar Degas als einer der bedeutendsten Künstler des 19. Jahrhunderts und als Schlüsselgestalt des Impressionismus, obwohl er selbst diese Bezeichnung ablehnte. Er betrachtete sich eher als „klassischer Realist“, doch gerade sein Brückenschlag zwischen akademischer Tradition und moderner Wahrnehmung macht ihn so einzigartig.
Die Kunstwerke von Edgar Degas sind heute in allen bedeutenden Museen der Welt vertreten, darunter:
- Musée d’Orsay, Paris
- The Metropolitan Museum of Art, New York
- National Gallery, London
- Harvard Art Museums, Cambridge, USA
Die Skulptur „Edgar Degas Little Dancer“ befindet sich in vielen Museumsabgüssen – u. a. im National Gallery of Art (Washington D.C.) und dem Musée d’Orsay.
Fazit
Edgar Degas war ein Künstler des Übergangs: zwischen Tradition und Moderne, zwischen Skulptur und Malerei, zwischen Bühnenwelt und Alltagsbeobachtung. Mit seinen Darstellungen des Balletts, seiner innovativen Kompositionstechnik und der ikonischen Skulptur „Little Dancer“ hinterließ er ein Werk von zeitloser Modernität.
Er war kein Impressionist im klassischen Sinn, aber ein Revolutionär der Form – ein Chronist des Flüchtigen, der bis heute die Kunstgeschichte prägt.