Der eigene Stil – Boterismo
In den 1960er-Jahren entwickelte Botero in New York und Bogotá seinen unverwechselbaren Stil: überproportional aufgeblähte Figuren, sowohl in der Malerei als auch in der Skulptur. Dieser Stil, oft als „Boterismo“ bezeichnet, ist weder reine Karikatur noch bloße Satire – vielmehr erforscht er durch Volumen, Fülle und Übertreibung die Beziehung von Körperlichkeit, Macht, Sinnlichkeit und Ironie.
„Ich male keine dicken Menschen – ich male Volumen.“ – Fernando Botero
Dieser Satz wurde zum Leitspruch seines Schaffens. Ob Tiere, Bischöfe, Familien, Aktfiguren oder politische Szenen – alles erscheint bei Botero in einer Welt, die sich durch formale Überfülle, reiche Farbigkeit und stille Ironie auszeichnet.
Die Kunstwerke von Fernando Botero – Themen und Motive
Die Kunstwerke von Fernando Botero umfassen eine breite Palette von Genres:
- Porträts: Figuren mit überbetonter Körperlichkeit, oft bürgerliche Familien, Selbstbildnisse oder historische Persönlichkeiten.
- Alltagsszenen: Märkte, Salons, Stierkämpfe, Zirkusse, Bordelle – stets mit einem Hauch von Übertreibung und leiser Ironie.
- Politische und gesellschaftliche Themen: Besonders bekannt wurde Botero mit kritischen Serien wie:
- „La violencia en Colombia“: eine bildnerische Auseinandersetzung mit dem kolumbianischen Bürgerkrieg
- „Abu Ghraib“ (2004–2005): eine erschütternde Serie zu den Folterbildern des Irakkriegs
- Sakrale Motive: Heilige, Engel, Priester – oft mit liebevoll-spöttischem Blick auf die kirchliche Macht
- Stillleben: Obst, Vasen, Stühle – auch sie sind voluminös und aufgeladen
Sein Werk umfasst mehr als 3.000 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Grafiken, die weltweit gesammelt und ausgestellt werden.
Fernando Botero Skulpturen – Kunst im öffentlichen Raum
Ein besonderes Kapitel bilden die Fernando Botero Skulpturen. Seit den 1970er-Jahren schuf Botero monumentale Bronzeplastiken, die oft im öffentlichen Raum aufgestellt wurden. Seine Skulpturen zeigen dieselbe füllige Formensprache wie seine Gemälde, wirken dabei jedoch noch plastischer und greifbarer.
Berühmte Werke sind:
- „Frau mit Spiegel“
- „Römischer Krieger“
- „Katze“ – aufgestellt in Barcelona, Bogotá, Jerusalem, Singapur und Paris
- „Pferd“ – auf dem Champs-Élysées und in Medellín
- „Sitzende Frau“, „Adam und Eva“ – oft paarweise dargestellt
Botero schenkte der Stadt Medellín 23 monumentale Skulpturen, die heute auf der Plaza Botero stehen – ein weltweit einzigartiger öffentlicher Skulpturenpark.
Internationale Anerkennung
Fernando Botero wurde weltweit ausgestellt und gefeiert. Seine Werke befinden sich in:
- Museum of Modern Art, New York
- Musée Maillol, Paris
- Botero Museum, Bogotá (eine Stiftung mit über 200 Werken)
- Museo de Antioquia, Medellín
Zudem war er der erste lebende Künstler, der 1992 mit einer umfassenden Skulpturenausstellung auf dem Petersplatz in Rom vertreten war. Weitere große Ausstellungen fanden in Paris, Berlin, Wien, Madrid, Jerusalem, Shanghai und Mexiko-Stadt statt.
Politisches Engagement und Kritik
Botero war nicht nur Künstler, sondern auch ein kritischer Zeitzeuge. In seinen Werken thematisierte er Gewalt, Machtmissbrauch und Ungleichheit, besonders im Kontext Kolumbiens, das unter Drogenkrieg und Korruption litt. Ohne explizit politisch zu agitieren, schuf er Werke, die humanistische Botschaften tragen und zu gesellschaftlicher Reflexion einladen.
Privates Leben und Tod
Botero war dreimal verheiratet und hatte vier Kinder. Einer seiner Söhne, Pedro, starb 1974 bei einem Autounfall, was Botero tief erschütterte – er widmete ihm das berührende Gemälde „Pedro auf dem Fahrrad“.
Bis ins hohe Alter arbeitete Botero täglich. In seinen letzten Lebensjahren pendelte er zwischen Monaco, Paris und Pietrasanta in Italien, wo er auch ein Atelier hatte.
Fernando Botero starb am 15. September 2023 im Alter von 91 Jahren in Monaco. Sein Tod wurde weltweit betrauert, besonders in seiner Heimat Kolumbien, wo er als Nationalheld verehrt wird.
Fazit
Fernando Botero war weit mehr als der „Maler der dicken Figuren“. Er war ein Meister der Form, ein Chronist seiner Zeit, ein humanistischer Mahner und ein Botschafter kolumbianischer Kultur. Seine Werke – ob Gemälde oder Skulpturen – feiern das Leben, stellen es aber auch in Frage.
Mit seiner einzigartigen Ästhetik hat er eine unverwechselbare Bildsprache geschaffen, die in der Weltkunst ebenso wie im öffentlichen Raum ihren festen Platz hat. Die Kunstwerke von Fernando Botero bleiben lebendig, humorvoll, kritisch – und zutiefst menschlich.