Der große Durchbruch: „Edvard Munch Der Schrei“
Das bekannteste und ikonischste Bild Munchs ist „Der Schrei“ (norw. Skrik), entstanden im Jahr 1893. Unter dem Stichwort „Edvard Munch Der Schrei“ ist es heute eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt.
Das Werk zeigt eine verzerrte Figur mit aufgerissenem Mund und schreiendem Gesicht vor einem dramatisch wirbelnden Himmel in Rot- und Orangetönen. Die Landschaft basiert auf dem Blick vom Ekeberg-Hügel in Oslo. Munch beschrieb den Moment so:
„Ich fühlte das große Geschrei durch die Natur.“
Interpretation:
„Der Schrei“ ist keine konkrete Szene, sondern ein Ausdruck innerer Angst, psychischer Erschütterung und existenzieller Verzweiflung. Die Darstellung ist radikal subjektiv und universell zugleich – ein Sinnbild moderner Entfremdung.
Das Werk existiert in mehreren Versionen:
- Zwei Gemälde (1893 und 1910)
- Zwei Pastelle
- Eine Lithografie (für Drucke)
Eines der Gemälde wurde 2012 für 119 Millionen Dollar versteigert – bis heute eines der teuersten Bilder der Kunstgeschichte.
Die „Lebensfries“-Serie – Die wichtigsten Kunstwerke von Edvard Munch
Munchs bedeutendster Werkzyklus ist der sogenannte „Lebensfries“ (Frieze of Life). Er entwickelte diesen in den 1890er- und frühen 1900er-Jahren als eine Folge von Gemälden, die sich mit grundlegenden Themen des Lebens beschäftigen: Liebe, Angst, Tod, Eifersucht, Melancholie, Krankheit.
Zu den wichtigsten Kunstwerken von Edvard Munch zählen:
- „Der Schrei“ (1893)
- „Madonna“ (1894–95) – eine erotische, mystische Darstellung der Frau als Verführerin und Lebensspenderin
- „Angst“ (1894) – eine Fortsetzung der expressiven Wirkung von „Der Schrei“
- „Die kranke Tochter“ (1886) – Erinnerung an seine früh verstorbene Schwester
- „Der Kuss“ (1897) – eine fast auflösende Verschmelzung von Mann und Frau
- „Eifersucht“ (1895) – ein Symbol für zersetzende Leidenschaften
- „Asche“ (1894) – das Ende einer Liebe, dargestellt in expressivem, symbolträchtigem Bildaufbau
- „Melancholie“ (1894) – ein Mann am Meer, verloren in Gedanken
Diese Werke waren zutiefst persönlich, aber durch ihre emotionale Wucht auch allgemein menschlich. Munch sprach damit eine Zeit an, in der Psychoanalyse, Existenzphilosophie und Symbolismus gesellschaftlich an Bedeutung gewannen.
Skandal und Ruhm
Munchs Werke wurden in Norwegen anfangs kritisch aufgenommen. Als er 1892 in Berlin ausstellte, kam es zum Skandal, woraufhin die Ausstellung abgebrochen wurde – was jedoch seinen Ruhm begründete. Er blieb mehrere Jahre in Deutschland, wo er enge Kontakte zu Literaten, Künstlern und Intellektuellen pflegte (u.a. August Strindberg). In dieser Phase entstanden viele seiner eindrucksvollsten Gemälde.
Psychische Krisen und Rückzug
1908 erlitt Munch einen Nervenzusammenbruch. Alkoholprobleme, Einsamkeit und die Furcht vor Wahnsinn (wie bei seiner Schwester Laura, die psychiatrisch behandelt wurde) trugen dazu bei. Er ließ sich in eine Klinik einweisen und verbrachte einige Zeit in ärztlicher Betreuung.
Nach seiner Genesung zog er sich nach Ekely, einem Landsitz bei Oslo, zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte. In dieser Zeit widmete er sich erneut der Malerei, insbesondere Landschaften und Porträts, aber auch Selbstbildnissen. Sein Stil wurde heller, freier, oft etwas dekorativer, behielt jedoch seine existenzielle Tiefe.
Späte Jahre und Tod
Trotz politischer Unruhen – insbesondere während der deutschen Besatzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg – blieb Munch weitgehend ungestört. Er lehnte Angebote der Nazis ab, sich in deren Kunstpolitik einzubringen, und mied öffentliche Auftritte.
Edvard Munch starb am 23. Januar 1944 in Ekely, im Alter von 80 Jahren. Sein künstlerischer Nachlass – über 1.000 Gemälde, 4.500 Zeichnungen und 15.000 Druckgrafiken – wurde dem norwegischen Staat vermacht.
Das Munch-Museum und heutige Bedeutung
Im Jahr 1963 – zum 100. Geburtstag des Künstlers – wurde in Oslo das Munch-Museum eröffnet, das heute die weltweit größte Sammlung seiner Werke beherbergt. 2021 wurde ein neuer Museumsbau eröffnet – das neue MUNCH direkt an der Oper Oslo, als moderner Museumsturm.
Munchs Einfluss auf die Moderne ist enorm: Er inspirierte Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Oskar Kokoschka, aber auch später Francis Bacon, Andy Warhol und viele weitere.
Fazit
Edvard Munch war einer der ersten Künstler, der die psychische Innenwelt konsequent ins Zentrum seiner Kunst stellte. Mit „Der Schrei“ schuf er ein globales Symbol für die moderne Existenzangst. Die Kunstwerke von Edvard Munch sind weit mehr als schöne Bilder – sie sind Seelenspiegel einer verletzlichen, leidenden, suchenden Menschheit.
Durch seine expressive Farbwahl, symbolische Bildsprache und emotionale Tiefe gehört Munch zu den großen Wegbereitern der modernen Kunst – ein Künstler, der seiner Zeit weit voraus war und bis heute bewegt.