Michelangelo Buonarroti – David: Das Meisterwerk der Hochrenaissance
Eines der bekanntesten Werke Michelangelos ist die Skulptur des „David“, geschaffen zwischen 1501 und 1504 in Florenz.
Diese über 5 Meter hohe Statue aus einem einzigen Marmorblock stellt den biblischen Helden David kurz vor seinem Kampf gegen Goliath dar – nicht im Moment des Sieges, sondern voller Konzentration und innerer Spannung. Die Darstellung ist revolutionär: David als Symbol der Republik Florenz, als Held des Verstandes, nicht bloß der Kraft.
Der „Michelangelo Buonarroti David“ wurde zum Inbegriff der Renaissance-Idee des idealen Menschen – kraftvoll, schön, intelligent. Heute befindet sich das Original in der Galleria dell’Accademia in Florenz, eine Kopie steht auf der Piazza della Signoria.
Michelangelo als Maler – Die Sixtinische Kapelle
Obwohl Michelangelo sich selbst stets als Bildhauer sah, schuf er auch bahnbrechende Werke der Malerei.
Im Auftrag von Papst Julius II. begann er 1508 mit der Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan – eines der monumentalsten Werke der Kunstgeschichte. Das Projekt dauerte vier Jahre, ohne Assistenten und unter größten körperlichen Anstrengungen. Entstanden ist ein komplexes ikonografisches Meisterwerk mit über 300 Figuren, darunter:
- Die Erschaffung Adams
- Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies
- Die Propheten und Sibyllen
Später, zwischen 1536 und 1541, malte Michelangelo das Jüngste Gericht an die Altarwand derselben Kapelle – ein Werk von existenzieller Wucht und dramatischer Intensität.
Architektur und Spätwerk
Ab den 1540er-Jahren wandte sich Michelangelo verstärkt der Architektur zu. Sein wichtigstes Werk in diesem Bereich war der Neubau der Kuppel des Petersdoms in Rom, den er ab 1546 übernahm. Die gewaltige Kuppel wurde zu einem Wahrzeichen der Stadt und ein Vorbild für viele spätere Bauten.
Auch die Medici-Kapelle in Florenz mit ihren Grabmälern ist ein bedeutendes architektonisches Werk Michelangelos, ebenso die Laurenziana-Bibliothek mit ihrer berühmten Treppenanlage.
Sein Spätwerk ist geprägt von einer zunehmenden spirituellen Vertiefung. Die Skulpturengruppen „Pietà Rondanini“ und „Florentiner Pietà“ zeigen eine Abkehr von Perfektion und stattdessen eine Hinwendung zum Innerlich-Ergriffenen, zum Fragmentarischen.
Michelangelo Buonarroti Werke – Eine Auswahl
Michelangelos Werke umfassen Skulpturen, Gemälde, Architektur und Dichtung. Hier eine Übersicht bedeutender Arbeiten:
Skulpturen:
- „Pietà“ (1499, St. Peter, Rom)
- „David“ (1501–1504, Florenz)
- „Moses“ (für das Grab Julius’ II., San Pietro in Vincoli, Rom)
- „Die Medici-Gräber“ (1520–1534, San Lorenzo, Florenz)
- „Pietà Rondanini“ (1552–1564, Mailand)
Malerei:
- Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle (1508–1512)
- Das Jüngste Gericht (1536–1541, Vatikan)
Architektur:
- Kuppel des Petersdoms (ab 1546)
- Medici-Kapelle (Florenz)
- Biblioteca Laurenziana (Florenz)
Persönlichkeit und Vermächtnis
Michelangelo war ein komplexer Mensch: ehrgeizig, zutiefst religiös, eigenwillig und bisweilen konfliktscheu. Er führte ein asketisches Leben, war nie verheiratet und widmete sein ganzes Dasein der Kunst. Seine Briefe und Gedichte zeigen einen sensiblen, oft melancholischen Geist. Besonders seine homoerotisch gefärbte Poesie an den Adligen Tommaso dei Cavalieri gibt Einblicke in seine emotionale Welt.
Er starb am 18. Februar 1564 in Rom, fast 89 Jahre alt – eine für die damalige Zeit außergewöhnlich lange Lebensspanne. Auf eigenen Wunsch wurde sein Leichnam nach Florenz überführt und dort in der Basilika Santa Croce beigesetzt.
Fazit
Michelangelo Buonarroti war ein Genie im wahrsten Sinne des Wortes. Sein „David“ steht als Symbol für menschliche Größe, seine Sixtinische Kapelle ist ein Heiligtum der Malerei, seine Kuppel über St. Peter ein Triumph der Baukunst. Kaum ein anderer Künstler hat mit solch universeller Kraft Bildhauerei, Malerei, Architektur und Dichtung miteinander vereint.
Wenn man von der „Renaissance“ als Wiedergeburt des Menschen spricht, dann war Michelangelo der vollkommene Ausdruck dieser Idee – ein Mann, der mit Hammer, Pinsel und Feder ein neues Bild des Menschen schuf: stark, schön, leidend, göttlich.