Thematische Schwerpunkte und Symbolik
Bruno Zachs Skulpturen lassen sich grob in mehrere Themenbereiche einteilen:
- Erotik und Dominanz: Viele Werke zeigen Frauen als dominante, kontrollierende Figuren – eine Umkehrung traditioneller Rollenbilder. Die bekannteste Skulptur aus diesem Bereich ist „La Cravache“ (Die Reitgerte) – eine Frau in Reiterpose, die eine Peitsche schwingt.
- Tanz und Bewegung: Zahlreiche Arbeiten widmen sich der Darstellung von Tänzerinnen in Bewegung, oft mit Musikbezug. Werke wie „Tänzerin mit Schal“ oder „Tango“ strahlen Dynamik, Weiblichkeit und Eleganz aus.
- Exotik und Orientalismus: Wie viele Künstler seiner Zeit war auch Zach fasziniert von fremden Kulturen. Seine „Orientalische Tänzerin“, „Odaliske“ oder „Amazonen“ spiegeln diese Einflüsse.
- Sport und Technik: In den 1920er Jahren nahm er auch sportliche oder technische Themen auf – z. B. Boxen, Motorradfahren, Bogenschießen – wobei stets der menschliche Körper und seine physische Präsenz im Zentrum stehen.
Oft arbeitete Zach mit anonymisierten weiblichen Idealfiguren, selten mit konkreten Porträts. Dabei vereinte er handwerkliche Präzision mit stilisierter Erotik – ein Markenzeichen des Art déco, in dem Luxus, Modernität und Körperkult miteinander verschmelzen.
Pseudonyme und Veröffentlichungspolitik
Um seine oft als „anstößig“ empfundenen Werke auf dem konservativen Kunstmarkt besser zu platzieren, veröffentlichte Bruno Zach einige Skulpturen unter Pseudonymen. Zu den bekanntesten zählen:
- „Prof. Tuch“ – für besonders erotische oder fetischistische Arbeiten
- „F. Mazura“, „K. Salat“ – gelegentlich für Studien oder Kleinplastiken
Diese Strategie diente nicht nur der Vermarktung, sondern auch dem Schutz vor gesellschaftlicher Ablehnung. Denn obwohl Zach ein erfolgreicher Künstler war, galten manche seiner Werke in moralisch-konservativen Kreisen als „obszön“.
Bedeutende Werke
Einige der bekanntesten Kunstwerke von Bruno Zach sind:
- „La Cravache“ / „The Riding Crop“ (ca. 1925):
Eine weibliche Domina mit Peitsche – das wohl ikonischste Werk Zachs. - „Tänzerin mit Schal“ (1920er Jahre):
Eine elegant bewegte Frauengestalt in seidigem Gewand – Beispiel für seinen weicheren, ornamentalen Stil. - „Amazonin zu Pferd“:
Eine bewaffnete Frau auf einem steigenden Pferd – Symbol für Freiheit und Kampfgeist. - „Zigarettenmädchen“ / „Cigarette Girl“:
Darstellung der „neuen Frau“ der 1920er Jahre – selbstbewusst, rauchend, unabhängig.
Diese Werke werden heute auf internationalen Auktionen (z. B. Sotheby’s, Bonhams, Dorotheum) gehandelt und erzielen Preise zwischen 1.500 und über 30.000 Euro, je nach Erhaltungszustand, Seltenheit und Gießereiqualität.
Späte Jahre und Tod
Über Bruno Zachs letzte Lebensjahre ist wenig bekannt. Er arbeitete vermutlich bis in die späten 1930er Jahre, doch mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise 1929 und dem Aufkommen des Nationalsozialismus verloren seine Werke an öffentlicher Sichtbarkeit. Der offene, sexuelle Subtext vieler Skulpturen entsprach nicht dem kulturpolitischen Klima der 1930er Jahre.
Bruno Zach starb 1945 in Wien, vermutlich im Kontext der Kriegswirren. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht eindeutig dokumentiert.
Nachwirkung und heutige Bedeutung
Obwohl Bruno Zach zu Lebzeiten umstritten war, gilt er heute als einer der bedeutendsten Bildhauer des erotisch geprägten Art déco. Seine Werke sind weltweit in Privatsammlungen, Museen für angewandte Kunst und Design sowie in spezialisierten Galerien zu finden.
Er war nicht nur ein Handwerker mit hohem Anspruch, sondern auch ein subtiler Gesellschaftskritiker, der den weiblichen Körper nicht passiv, sondern aktiv und selbstbestimmt inszenierte – ein Konzept, das seiner Zeit weit voraus war.
Fazit
Bruno Zach war ein außergewöhnlicher Künstler, der sich zwischen Tradition und Provokation bewegte. Seine Bronzeskulpturen sind Spiegelbilder einer Epoche, in der Weiblichkeit neu gedacht wurde – sinnlich, selbstbewusst und nicht selten herausfordernd. Als Grenzgänger zwischen Kunst, Erotik und Gesellschaft hat er ein Werk hinterlassen, das bis heute fasziniert – und herausfordert.