Bronzebüste - Charakterköpfe - Franz Xaver Messerschmidt

Der verzerrte Spiegel der Seele - Charakterkopf - Signiert Franz Xaver Messerschmidt

Franz Xaver Messerschmidt Charakterköpfe zählen zu den 
ausdrucksstärksten Werken der europäischen Bildhauerkunst des 18. Jahrhunderts. Die hier gezeigte Bronzebüste mit ihren dramatisch angespannten Gesichtszügen, der wulstigen Stirn und dem zusammengepressten Mund ist eine meisterhafte Reproduktion eines sogenannten Charakterkopfs, wie ihn Franz Xaver Messerschmidt in der Spätphase seines Schaffens entwickelte. Der emotionale Ausdruck dieser Figur reicht weit über das bloße Abbild hinaus – es ist der Versuch, das menschliche Innenleben in Bronze zu bannen.

Ein Künstler zwischen Aufklärung und Wahnsinn

Geboren am 6. Februar 1736 im schwäbischen Wiesensteig, wuchs Franz Xaver Messerschmidt in einer Künstlerfamilie auf. Nach dem frühen Tod des Vaters – ein armer Perückenmacher – wurde er von seinem Onkel Johann Baptist Straub, einem bekannten Rokoko-Bildhauer in München, künstlerisch gefördert. Seine Ausbildung absolvierte Messerschmidt an der Wiener Akademie, wo er schnell durch seine technische Virtuosität auffiel. Spätere Jahre führten ihn über Rom zurück nach Wien und schließlich nach Bratislava, wo er sich – zunehmend von gesundheitlichen und psychischen Beschwerden geplagt – in eine fast obsessive künstlerische Phase stürzte.

Ein Zyklus menschlicher Extreme

Diese Bronzebüste gehört zur berühmten Werkreihe der Franz Xaver Messerschmidt Charakterköpfe, die aus rund sechzig Büsten besteht. Sie zeigen männliche Köpfe mit grotesken, teils schmerzverzerrten, teils schelmisch-lüsternen Gesichtsausdrücken. Entstanden ab etwa 1770, schuf Messerschmidt diesen Zyklus nicht als Porträts realer Menschen, sondern als Studien innerer Zustände – eine radikale Abkehr vom klassischen Idealbild der Skulptur. Der hier dargestellte Kopf wirkt finster, grimmig und fast dämonisch, ein Sinnbild für Zorn, Wut oder verdrängte Leidenschaft.

Entstehung im Rückzug

Der Großteil der Franz Xaver Messerschmidt Charakterköpfe entstand in der Zeit seines freiwilligen Rückzugs nach Pressburg (dem heutigen Bratislava), wo er sich seit 1777 nahezu völlig von der Öffentlichkeit abschottete. Die gezeigte Bronzebüste ist eine hochwertige Edition nach einem Originalmodell dieser Zeit und wurde, wie das Original, nachweislich ohne Mitarbeit von Gehilfen allein vom Künstler selbst modelliert. Es ist wahrscheinlich, dass die Vorlage dieser Skulptur um 1771 bis 1783 entstanden ist.

Ausdruckspsychologie in Bronze

Der künstlerische wie psychologische Gehalt dieser Charakterköpfe war seiner Zeit weit voraus. Messerschmidt war fasziniert von den Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Mimik. Zeitzeugen berichten, dass er seine eigenen Gesichtsausdrücke vor dem Spiegel einübte und in tonnenschwere Köpfe übertrug – als Selbsttherapie gegen innere Dämonen. Die hier gezeigte Büste zeigt die für ihn typische Glätte des Schädels, markant eingefallene Wangen und streng gespannte Gesichtsmuskulatur. Der Kontrast zwischen polierter Fläche und tiefen Schatten unterstreicht die emotionale Spannung.

Der Blick in die Tiefe der Menschlichkeit

Nicht nur die Physiognomie, sondern auch die Aura dieser Büste zieht Betrachter in ihren Bann. Der Ausdruck wirkt zeitlos und universell – Zorn, Entrüstung oder Kontrolle? Nichts wird eindeutig ausgesprochen, alles bleibt interpretierbar. Gerade darin liegt die Faszination der Franz Xaver Messerschmidt Charakterköpfe: Sie konfrontieren uns mit Emotionen, die wir meist verbergen. Die Plastizität des Ausdrucks und die makellose Ausführung dieser Bronzebüste machen sie zu einem Meisterwerk expressiver Porträtkunst.

Familienhintergrund und Herkunft

Die Familie von Franz Xaver Messerschmidt war einfach und künstlerisch geprägt. Seine Mutter starb früh, die Familie war auf Unterstützung durch Verwandte angewiesen. Besonders prägend war der Einfluss seiner Onkel, die in München als Bildhauer tätig waren und ihm den Weg in die akademische Kunstwelt ebneten. Trotz später Anerkennung blieb sein Leben gezeichnet von Ausgrenzung, Krankheiten und Isolation. Gerade in den Charakterköpfen scheint sich all dies künstlerisch zu entladen.

Wo man die Charakterköpfe heute sehen kann

Originale Franz Xaver Messerschmidt Charakterköpfe befinden sich in bedeutenden Museen Europas: Im Belvedere Wien sind mehrere erhaltene Köpfe ausgestellt, ebenso im Louvre in Paris, dem Bayerischen Nationalmuseum München sowie in der Österreichischen Galerie Belvedere. Besonders der „Der Gähnende“ oder „Der Grimassierende“ zählen zu den ikonischen Exponaten. Die gezeigte Bronzebüste steht diesen Vorbildern in Ausdruckskraft und Präsenz in nichts nach.

Höhe: 30 cm
Breite: 21 cm
Tiefe: 21 cm
Gewicht: 4,7 kg
100 % Bronze