Bronzefigur - Elefant auf Kugel - Tierskulptur - Rembrandt Bugatti

Bronzefigur – Der „Elefant auf Kugel“ von Rembrandt Bugatti - Majestät in Balance

Mit der auf 20 Stück limitierten Bronzefigur „Elefant auf Kugel“ hat Rembrandt Bugatti ein Kunstwerk geschaffen, das gleichermaßen Kraft, Eleganz und augenzwinkernde Leichtigkeit vereint. Der Elefant, aufrecht auf einer Kugel balancierend, hält einen seiner Vorderfüße erhoben, während der Rüssel in lebhafter Bewegung emporgeschwungen ist. Die Komposition wirkt wie ein eingefrorener Augenblick aus einer Vorführung, doch der Realismus, mit dem Bugatti die Proportionen, die Hautfalten, die Spannung in der Körperhaltung und die anatomische Genauigkeit modellierte, hebt die Skulptur weit über das rein Dekorative hinaus. Sie ist nicht nur ein Tribut an die Tierwelt, sondern zugleich ein Sinnbild für Würde im Gleichgewicht – ein Tier, das trotz seines Gewichts mit tänzerischer Grazie auf einer runden Kugel steht, wie ein Künstler des Moments.

Das Tier als Ausdrucksträger innerer Bewegung

Bugattis Elefant ist keine Karikatur, kein verspieltes Zirkusmotiv, sondern ein ernstzunehmender Protagonist des künstlerischen Ausdrucks. Die Bronzesprache des Bildhauers ist stets durchdrungen von Beobachtung und Empathie. Der Betrachter erkennt in der Pose keine bloße artistische Darbietung, sondern eine intensive Auseinandersetzung mit dem Wesen des Elefanten – seiner massiven Physis ebenso wie seiner überraschenden Agilität. Bugatti gelingt es, dem Tier Individualität zu verleihen, ohne es zu vermenschlichen. Die Bronzefigur steht auf einem soliden Marmorsockel, der ihr Gewicht trägt, doch die Kugel, auf der der Elefant balanciert, ist Symbol für Unsicherheit, Wandelbarkeit und das fragile Gleichgewicht zwischen Natur und Zivilisation.

Rembrandt Bugatti – ein Leben für die Tierplastik

Geboren am 16. Oktober 1884 in Mailand, war Rembrandt Bugatti Sohn einer außergewöhnlichen Künstlerfamilie. Sein Vater Carlo war Möbeldesigner, sein Bruder Ettore wurde später als Gründer der Automarke Bugatti weltberühmt. Schon früh zeigte Rembrandt ein tiefes Interesse an der Tierwelt. Anders als viele Künstler seiner Zeit, die exotische Tiere nur aus Abbildungen kannten, verbrachte Bugatti unzählige Stunden in Tiergärten, insbesondere im Jardin des Plantes in Paris und im Antwerpener Zoo, wo er viele seiner Skulpturen direkt vor den lebenden Modellen modellierte. Sein Werk ist geprägt von einer tiefen Ehrfurcht vor dem Tier als eigenständigem Wesen – seine Elefanten, Panther, Gazellen und Löwen sind keine Projektionsflächen menschlicher Fantasie, sondern stolze, beobachtete Existenzen in Bronze.

Zirkuselefanten – Symbole von Stärke und Unterwerfung

Die Darstellung eines Elefanten auf einer Kugel ruft unweigerlich Assoziationen an Zirkusaufführungen wach, in denen diese sanften Riesen zu artifiziellen Kunststücken gezwungen wurden. In der Kunstgeschichte haben Zirkuselefanten immer einen ambivalenten Status eingenommen – einerseits faszinierend durch ihre Leistung, andererseits berührend in ihrer offensichtlichen Fremdheit in der Manege. Rembrandt Bugatti war sich dieser Ambivalenz bewusst. Auch wenn die Pose seiner Skulptur an eine Dressurnummer erinnert, so überträgt er dem Tier durch seine feinfühlige Modellierung Würde und Selbstbeherrschung. Es ist nicht die dressierte Unterwerfung, die Bugatti zeigt, sondern der innere Stolz, der selbst unter den Anforderungen menschlicher Vorführung nicht gebrochen wird.

Eine Momentaufnahme tierischer Souveränität

Die Skulptur entstand vermutlich um das Jahr 1910, in einer Phase, in der Bugatti bereits als gefeierter Tierbildhauer galt und regelmäßig im Pariser Salon ausstellte. Zu dieser Zeit entwickelte er seine charakteristische Formensprache weiter – weg von reiner Detailverliebtheit, hin zu einer Reduktion der Form zugunsten des Ausdrucks. Die Haut des Elefanten ist modelliert mit dichten, rhythmischen Falten, die sich über das gesamte Tier ziehen und zugleich Struktur und Lebendigkeit vermitteln. Der erhobene Rüssel, die gespannten Muskeln, das präzise Spiel mit der Statik – alles zeugt von Bugattis künstlerischer Meisterschaft, Bewegung in ein scheinbar starres Medium einzuschreiben.

Ein Vermächtnis in Bronze

Rembrandt Bugatti starb jung – am 8. Januar 1916 nahm er sich, von den Schrecken des Ersten Weltkriegs und der Krankheit seiner geliebten Tiere tief erschüttert, in Paris das Leben. Doch sein Werk überlebte ihn, kraftvoll und eindrucksvoll. Seine Skulpturen befinden sich heute in bedeutenden Museen und privaten Sammlungen weltweit. Die vorliegende Bronzefigur ist ein seltenes und zugleich vollkommenes Beispiel für Bugattis Fähigkeit, Leben einzufangen – nicht nur die äußere Gestalt, sondern das innere Wesen.

Höhe: 32 cm
Breite: 27 cm
Tiefe: 14,5 cm
Gewicht: 6,5 Kg